Beteigeuze, Supernova und Explosion – ein Kommentar.

Wird der Sternenhimmel bald anders aussehen und was ist eigentlich los am Himmel? Auf Facebook betreibe ich die Serie Astronomie in der Halbzeitpause. Das Grundprinzip ist einfach, die Halbzeit eines Fußballspiels muss ausreichen, um Themen aus der Astronomie und Raumfahrt allen Beteiligten erklärt zu haben. Die Begriffe Beteigeuze und Supernova erlangten in den letzten Tagen einen kleinen medialen Hype und auch mich erreichten viele Fragen. Aus diesem Grund stelle ich den Beitrag an dieser Stelle nochmals ein. Es gab, wie zu erwarten, weitere Fragen, die hier nachgelesen werden können: https://www.facebook.com/christoph.lohuis.14/posts/165715801440069

Passend zum Start der Bundesligarückrunde macht der Stern Beteigeuze mehr Schlagzeilen von sich als so mancher C-Promi und sehr viele Fragen erreichten auch mich zu diesem Thema.

Beteigeuze ist der rechte Schulterstern (von uns aus gesehen der linke obere Stern) des Sternbildes Orion – ein eindrucksvolles Sternbild, welches mit anderen Konstellationen dem Winterfirmament sein romantisches Aussehen verleiht. Wer ihn beobachten möchte, hat aktuell beste Voraussetzungen dafür. Warme Kleidung, den Partner im Arm und in den frühen Abendstunden den Blick Richtung Osten/Süd-Osten gerichtet. Beteigeuze ist ein unvorstellbar großer Stern. Würden wir die Sonne durch ihn ersetzen, verschlänge er die Planeten Merkur, Venus, unsere Erde, den Mars und zuletzt Jupiter. Um mal ein paar Zahlen ins Spiel zu bringen, unsere Erde passt etwa eine Millionen Mal in die Sonne, schon schwierig vorzustellen. Unsere Sonne passt wiederum über eine Milliarden Mal in Beteigeuze – das sprengt jegliche Vorstellungskraft. Beteigeuze besitzt an seiner Oberfläche (die er irgendwie so richtig auch gar nicht besitzt – das ist aber ein anderes Thema) eine Temperatur von etwa 3400°C, hört sich viel an, ist für einen Stern aber kühl. Diese Temperatur verleiht dem Stern sein rötliches Aussehen, das mit dem bloßen Auge gut erkennbar ist. Aus diesen Gründen bezeichnet man Beteigeuze (und natürlich auch weitere Sterne mit diesen Charaktereigenschaften) als Rote-Überriesen.

Und jetzt wird es spannend. Beteigeuze befindet sich im Endstadium seines Sternenlebens und wird mit einer sogenannten Supernovaexplosion enden – eine gigantische Explosion in den Weiten des Universums. Wenn man jetzt liest, dass diese Supernovaexplosion kurz bevorsteht, ist das ein alter Hut. „Kurz bevor“ bedeutet aus astronomischer Sicht in diesen Minuten, wenn diese Zeilen gelesen werden oder auch in 100.000Jahren. Was Beteigeuze aktuell auf die Titelblätter bringt, ist die Tatsache, dass er stark (ohne allgemeinpopulär zu klingen, darf man auch dramatisch sagen) an Helligkeit verliert. Ich will hier keinen mit unterschiedlichen Theorien und Modellrechnungen belästigen, aber in der Summe hat der Stern sein Allzeit-Minimum aus dem Jahr 1927 und 1941 erreicht und einige Daten tendieren sogar zu einer deutlichen Unterschreitung von diesem Wert. Diesen Helligkeitsabfall kann der geübte Beobachter ohne Probleme mit dem bloßen Auge erkennen. Man darf aber mit Fug und Recht fragen, was sind die Werte aus dem letzten Jahrhundert wert, wenn wir über zehntausende Jahre sprechen.

Und jetzt darf interpretiert werden. Es gibt Aussagen, dass diese Verdunklung ein Indiz für eine anstehende Supernova sein könnte. Dem gegenüber stehen diverse Gründe und Theorien, die erklären, wie dieser Helligkeitsabfall auch anders zu erklären ist. Beteigeuze ist ein sogenannter Veränderlicher, sprich ein Stern, der bekanntermaßen seine Helligkeit variiert. Auch die aktuell sehr geringe Helligkeit könnte sich hiermit erklären. Renommierte Astrophysiker weisen auch darauf hin, dass nach aktuellen Beobachtungen Sterne, die zu einer Supernova werden, Tage bis Monate im Voraus an Helligkeit zunehmen – also das Gegenteil von dem machen, was uns gerade Beteigeuze am Himmel zeigt.

Was bleibt? Würde Beteigeuze explodieren, wäre dieses ein spektakuläres Himmelsschauspiel sowie Jahrtausend-Ereignis und für Astronomen ein Sechser im Lotto. Eine Gefahr für die Erde bestünde aber nicht, als ob wir auch nicht genug Sorgen auf der Erde hätten. Die Wahrscheinlichkeit, dass gerade in unserem Leben dieses Himmelsereignis stattfindet, ist aber sehr, sehr gering. Was wir wissen, Beteigeuze wird explodieren – jetzt oder eben in 100.000Jahren. Es bleibt spannend und Astronomen werden genau auf Tabellen des Helligkeitsverlaufes achten sowie ich auf die Bundesligatabelle. Drei Punkte für Werder gegen Düsseldorf – Hoffnung besteht immer, in beiden Fällen!

Die Fotografie erstellte ich im Januar 2018. Das langsame Verwaschen der Sterne ergibt sich aus einer Defokussierung während der Fotografie. Diese zeigt besonders schön die Farben der Sterne und lässt auch erkennen, dass Beteigeuze ein sehr heller Stern ist. Der alte Hase in der Astrofotografie mag sich an David Malin erinnern.

Diese Fotografie erstellte ich am Abend des 18. Januars 2020. Aktuell hat Beteigeuze etwa die Helligkeit wie Bellatrix, das ist der linke Schulterstern des Orions. Das sich auf beiden Fotografien die Sterne zu Strichen verzeichnen liegt daran, dass sich die Erde dreht und sich damit anscheinend die Sterne (wie auch unsere Sonne) über das Firmament bewegen.

Update (26. Januar 2020): Es sieht so aus, als ob Beteigeuze seinen Helligkeitsabfall bremst oder vielleicht auch stoppt. Mal schauen, wie es weiter geht. Wer mal ins Detail gehen möchte hier der Link zum Blog von Daniel Fischer: https://skyweek.wordpress.com/2020/01/18/allgemeines-live-blog-ab-dem-18-januar-2020/?fbclid=IwAR3RuzcT8ItKcUA9h2IMY7Pay7Frbfj2YSvt1belpXVWmYEQAAwIp2r0vvM#Jan24

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