Der Stern von Bethlehem ist zu sehen – live, jetzt, aus dem eigenen Garten!

Naja, eigentlich sind es auch nur 2/3 und wenn wir ganz genau sind, vielleicht noch etwas weniger. Bei naturwissenschaftlicher Betrachtung bleibt es letztlich nur eine Hypothese – gefühlt irgendwie nicht viel. Einige behaupten sogar, es wäre reine Fantasie. Die aktuelle Zeit ist hart und deshalb soll an dieser Stelle das Glas einmal halb voll sein. Wir suchen nach einem himmlischen Zeichen!

Von der Sternwarte Neuenhaus konnten wir 1000 Euro an das Projekt „Familienhörbuch“ spenden – Fotografie: Andrea Haverkamp-Bergholz

Eine der populärsten Hypothesen zum Stern von Bethlehem ist die: Weise/Magier aus dem Morgenland interpretierten ein Zusammentreffen der beiden Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische als Zeichen für Jesu Geburt. Beim Hinweis Interpretation denken viele mit Sehnsucht an lyrische Texte aus dem Literaturkanon der Schule zurück. Und tief im Inneren ist noch verhaftet, dass interpretieren etwas mit persönlicher Meinung zu tun hat. Somit ist irgendwie alles erlaubt, glaubte man als Schüler, und so sind halt zwei Planeten ein himmlisches Omen. Amen! Ganz so einfach ist es nicht. Wie in der Schule gelernt, ist die Analyse die Grundlage jeglicher Interpretation – zwar mit einem Glas Wein in der Hand, aber etwas Zeit müssen wir uns schon nehmen.

Zu Beginn stellt sich die Frage, wann hätte man diesen Stern sehen können? Klar, zum Zeitpunkt Jesu Geburt. Doch wann war die? Für einen Telefonjoker bei „Wer wird Millionär?“ eine triviale Frage: a) im Dezember, b) 23. Juli c) an keinen der Daten d) keine Ahnung. Oder ist diese Frage doch nicht so trivial? Zwei Dinge vorweg. Dass wir Weihnachten heute im Dezember feiern, hat andere Gründe. Auch im Jahr Null kann es nicht gewesen sein, da es dieses nicht gab. Dem möglichen Geburtsdatum kann man sich auf unterschiedliche Art und Weise nähern; zum Beispiel über historische Personen. Um bei der nächsten Feier zu punkten, können wir an dieser Stelle Kaiser Augustus, Publius Sulpicius Quirinius – Statthalter von Syrien, König Herodes oder Pontius Pilatus ins Spiel bringen. Packt man, die sich daraus ergebenden Zeitfenster, weitere Fakten und ein paar Abschätzungen in einen Pott und rührt ordentlich, landen wir zwischen den Jahren 8 v. Chr. bis 4 v. Chr. Verrückt, wenn man vor seinem Geburtstag geboren wird – da hilft nicht einmal ein Fluxkompensator.

Besinnliche Weihnachten und auf ein gutes Jahr 2025 – Fotografie: Christoph Lohuis

Gab es in diesem Zeitfenster nun einen Stern, den sie haben vor sich hergehen sehen? Und wer ist eigentlich sie? Ich darf an dieser Stelle abkürzen. Astronomie und Astrologie waren mal eine Fakultät, wenn man das mal so bezeichnen darf – heute undenkbar! Und im damaligen Babylonien verfolgten Gelehrte aus dieser Fakultät mit einer großen Professionalität die Geschicke am Firmament. Viele von ihnen hatten wahrscheinlich Vorfahren im babylonischen Exil. Im Jahr 7 v. Chr. kam es zum Jackpot! Jupiter und Saturn standen im Sternbild der Fische und näherten sich über Monate hinweg dreimal an – eine sogenannte Größte Konjunktion. Ja, richtig gelesen – der Superlativ. Neben diesem auffälligen astronomischen Ereignis ergab sich auch eine symbolische Bedeutung. Jupiter war der Königsstern, Saturn der Planet des Volkes Israel und das Sternbild Fische stand für das Land Judäa aber auch Fruchtbarkeit und Geburt. Jetzt noch 1 und 1 zusammengezählt und in Israel wird ein neuer König geboren. Los ging die Reise. Jetzt könnte man noch einen draufsetzen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wären die drei Reisenden aus dem Morgenland im Herbst im gesellschaftlichen Zentrum Jerusalem angekommen. Und jetzt kommt es! Blickte man nach Sonnenuntergang zum Firmament, standen die beiden Planeten direkt im Süden – direkt über Bethlehem. Zu schön um wahr zu sein (siehe erstes Bild – vielen Dank @Andrea für die Fotografie).

Was bleibt? Naturwissenschaftlich untermauern lässt sich diese Hypothese überhaupt nicht. Viele Aspekte sprechen sogar gegen sie. Aber… blicken wir in den nächsten Tagen zum Abendhimmel, können wir aber auf der gesamten Erde die beiden Planeten Jupiter und Saturn erkennen. Ja, wir leben alle unter dem gleichen Himmelszelt. Vielleicht liegt der Kern der Wahrheit auch in der Symbolik des Sternes, der uns zur Krippe führt. Er steht für Hoffnung und das Licht im Dunkeln – ein schöner Gedanke in dieser Zeit mit all ihren Verunsicherungen. Diese Quintessenz kann man theologisch, philosophisch oder ganz anders sehen – jeder, wie er möchte.

Ich wünsche uns allen besinnliche Weihnachten und einen Guten Rutsch ins neue Jahr 2025!

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